JUNKTIM ist ein gemeinnütziger Verein, der 2020 aus der Erfahrung heraus gegründet wurde, dass Psychotherapie von der Zusammenarbeit sprachwissenschaftlicher Forschung mit klinisch arbeitenden KollegInnen verschiedener therapeutischer Orientierungen profitiert. Diese Zusammenarbeit soll helfen, ein verbessertes wissenschaftliches Verständnis therapeutischer Gespräche (Prozessforschung) zu entwickeln und praktische Hilfen zur Führung eben jener Gespräche bereitzustellen.
Zwischen dem Vollzug therapeutischen Könnens und der Anreicherung sprachwissenschaftlicher Untersuchungen durch Kenntnis therapeutischer Konzepte erwächst ein Betätigungsfeld, zu dessen Gestaltung wir hiermit herzlich einladen!
Eigene Intuition fördern, was in therapeutischer Interaktion vor sich geht. Lernen, die eigene Intuition an Beobachtungen im Video zu knüpfen, um so bspw. therapeutische Deutungsstrategien sichtbar zu machen.
Praktiken des Deutens werden intuitiv angewendet, können jedoch über Aufzeichnungen nachvollzogen werden. Dies erlaubt, eine neue Position zur vormals intuitiven Deutungspraktik einzunehmen und für künftige Kontexte sensitiviert zu werden. Anhand von Aufzeichnungen können Deutungsstrategien und ihre Beziehung zu therapeutischen Theorien ausgemacht und festgehalten werden.
Aufzeichnungen der eigenen Therapie dienen als Entlastungsmöglichkeit, um einem Interessenskonflikt zwischen Aufmerksamkeit für Mitschreiben und Zuhören entgegenzuwirken. Die Aufmerksamkeit der/s TherapeutIn kann ungeteilt der Therapie gelten, da nachträglich die Aufzeichnung als Referenzpunkt herangezogen werden kann. So kann nachträglich der wortgetreue Dialog zur Grundlage einer Zusammenfassung für therapeutische, juristische und abrechnungsbezogene Zusammenhänge oder für eine wissenschaftliche Auswertung gemacht werden.
Durch den Fachnachweis als TherapeutIn können JUNKTIM-Qualitätszirkel mit Supervisionsstatus abgerechnet bzw. als Weiterbildung eingerechnet werden.
Die Gruppe des jeweiligen JUNKTIM-Qualitätszirkels kann dabei helfen, eigene blinde Flecken zu bearbeiten, da erst im Laufe der Videoanalyse bekannte Erinnerungen bzw. Vorstellungen so kombiniert werden, dass der erkenntnistheoretische Hiatus zwischen Theorie und Praxis überbrückt werden kann, indem neue Vorstellungen generiert werden.
Die Dokumentation der Therapie ist auch ein Qualitätssicherungsinstrument: Die „Daten sichern und erleichtern den Weg zurück zu den latenten Gedanken, die Seiten des Patienten nach der Theorie im Verlaufe des Prozesses bewußt werden müssen und, soweit sie die Gegenübertragung betreffen, zumindest partiell bewußtseinsfähig, d.h. formulierbar sein sollten. […] Sie können […] die Vorgänge […] auf eine ziemlich getreue, jederzeit wiederherstellbare Ausgangsbasis zurückführen. Daß vielfältige Auswertungen so eine gesicherte Grundlage erhalten, ist unbestreitbar.” (Kächele, Schaumburg & Thomä, 1973, S. 903–904).
Dokumentationen therapeutischer Stunden können Grundlage für Forschungen und Weiterentwicklungen auf empirischer Basis ermöglichen, indem sie Therapieprozesse nach Außen öffnen und nachvollziehbar machen: Die Aufzeichnungen sind „Voraussetzung für die Klärung bestimmter psychotherapeutischer und psychoanalytischer Fragestellungen […] [was] ermöglich[t], daß nicht nur die beiden am therapeutischen Prozeß unmittelbar Beteiligten Auskunft geben, sondern auch Dritte sich mit dem Material auseinandersetzen können.“ (Kächele, Schaumburg & Thomä, 1973, S. 902).
Mehr Informationen unter:
JUNKTIM ist ein gemeinnütziger Verein, der die Zusammenarbeit wissenschaftlicher Forschung mit PsychotherapeutInnen fördert. Diese Zusammenarbeit fokussiert die Vermittlung zwischen wissenschaftlichem Nachweis der Behandlungswirkung einerseits und der Verwirklichung in der klinischen Praxis andererseits. Hier setzt der Kooperationsbedarf für ein institutionalisiertes JUNKTIM an.
Was lernt die Praxis – aus Analysen von der Praxis? JUNKTIM setzt sich dafür ein, therapeutische Wirklichkeit anhand tatsächlicher Psychotherapie-Konversationen zu untersuchen – und damit therapeutische Wirklichkeit durch Kenntnis kommunikativer Kontexte anzureichern. Eine wichtige Frage dabei ist es, wie Gesprächsforschung wirklich einen Unterschied für Praktiker machen kann – und was eigentlich an dieser Art von Forschung hilfreich für klinische PraktikerInnen ist.
Psychotherapie in diesem Sinn kann nicht nur als Anwendung von theoretischem Wissen in der Praxis angesehen werden, sondern v.a. als Vollzug eines performativen Wissens. Für diese performative Dimension des therapeutischen Könnens werden PsychotherapeutInnen zu wenig geschult. Und KonversationsforscherInnen übernehmen zu leicht die Theorien, die innerhalb der Psychotherapie ausgebildet wurden.
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Eine intensive Debatte zur Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung ist im Gange, was u.a. unter #RasterPsychotherapie sowie #keinerasterpsychotherapie und rund 200.000 Stimmen der Petition gegen selbige sichtbar wird. Am 2.6.21 wurde der betreffende gesetzliche Änderungsantrag gestrichen – und JUNKTIM e.V. möchte etwas zur künftigen Gestaltung dieser Debatte mithilfe der Verknüpfung von Praxis und Forschung beitragen.
Eine intensive Debatte zur Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung ist im Gange, was u.a. unter #RasterPsychotherapie sowie #keinerasterpsychotherapie und rund 200.000 Stimmen der Petition gegen selbige sichtbar wird. Am 2.6.21 wurde der betreffende gesetzliche Änderungsantrag gestrichen – und JUNKTIM e.V. möchte etwas zur künftigen Gestaltung dieser Debatte mithilfe der Verknüpfung von Praxis und Forschung beitragen.
Ein aktueller und einsichtiger Vortrag zur Frage der Auswirkungen der Covid-Pandemie auf Selbst und Gesellschaft, Prof. Michael B. Buchholz entwickelt Einsichten von semantischen Gleitreihen über einen Kontrast von medizinischen versus sozialen Entwicklungen einer Pandemie bis hin zur Entwicklung von “Identität als Kompromiss”.
Der Online-Vortrag wurde gehalten in deutscher Sprache am 05.11.2021, anlässlich der BPM-Jahrestagung 2021 zum Thema “Psychosomatische Medizin im Spannungsfeld aktueller Krisen und Perspektiven” mit dem Titel “Soziale Desintegration und das individuelle Selbst – koronare Erkrankungen am Herzen der Gesellschaft”. Mehr zur Tagung: www.bpm-ev.de
Dieses Video ist Teil der JUNKTIM-Vortragsreihe, die zu Themen der Psychotherapie, Gesprächsforschung und aktuellen sprachwissenschaftlichen und psychologischen Diskussionen beiträgt.
Zum Sprecher:
Prof. Michael B. Buchholz ist Psychoanalytiker, Lehr- und Kontrollanalytiker sowie Professor an der International Psychoanalytic University Berlin. Mehr zu seiner Person: https://www.ipu-berlin.de/professoren/buchholz-michael-b
Jede Behandlung hat eine Wirkung – gute wie schlechte. Wie kommt diese Wirkung („outcome“) zustande? Durch einen therapeutischen Prozess. Genauer: durch ein Gespräch. Diese Gespräche lassen sich beobachten – und auch die Kooperation der therapeutischen Dyade. Wie lassen sich höhere Level der Kooperation und auch der Beobachtung erreichen? Dazu bietet Prof. Michael B. Buchholz unerwartete Einsichten an.
Der Online-Vortrag wurde gehalten in englischer Sprache am 23.10.2021, ausgestrahlt in Ankara (Türkei), anlässlich des 57. National Congress Psychiatric Association of Turkey.
Dieses Video ist Teil der JUNKTIM-Vortragsreihe, die zu Themen der Psychotherapie, Gesprächsforschung und aktuellen sprachwissenschaftlichen und psychologischen Diskussionen beiträgt.
Zum Sprecher: Prof. Michael B. Buchholz ist Psychoanalytiker, Lehr- und Kontrollanalytiker sowie Professor an der International Psychoanalytic University Berlin. Mehr zu seiner Person: https://www.ipu-berlin.de/professoren/buchholz-michael-b
Im Gespräch: Dr. Marie-Luise Alder und Michael M. Franzen
Das Sprechen ist ein wichtiger Kanal menschlicher Kommunikation, aber bei weitem nicht der einzige. In dieser Folge untersuchen wir, wie wir nicht nur Worte verwenden, sondern von einem Gespräch geführt werden. Bei Analysen des Gesprächs geht es zunächst nicht so sehr um den Inhalt dessen, was gesagt wird, sondern um die Art und Weise, wie es gesagt wird. Dieses ‘Gespräch als Performanz’ variiert je nach den Regeln der jeweiligen Situation. Marie-Luise Alder und Michael Franzen forschen im Bereich des psychotherapeutischen Sprechens.
WissenschaftlerInnen zum Mit- und Nachlesen:
Harvey Sacks (1935-1975), Emanuel Schegloff (1937) und Gail Jefferson 1938-2008) – Soziologen, Ethnomethodologen und “Erfinder” der Konversationsanalyse Noam Chomsky – Linguist (1928) John Rogers Searle – Sprachphilosoph (1932) Pamela Fitzgerald – Psychotherapeutin Anssi Peräkylä – Soziologe (1957) Wilhelm Dilthey – Theologe, Philosoph, Soziologe (1833-1911) Jörg Bergmann – Soziologe und Konversationsanalytiker (*1946) Horst Kächele – Psychoanalytiker, Arzt, Psychotherapieforscher (1944-2020) Helmut Thomä – Arzt, Psychoanalytiker (1921-2013) Georg Simmel – Philosoph, Soziologe (1858-1918)
Gast: Prof. Dr. Dr. Michael B. Buchholz
Was ist Psychotherapie? Michael B. Buchholz findet das gar nicht so leicht zu definieren. Ziemlich sicher ist, dass es darum geht, miteinander zu sprechen und dadurch psychische Probleme zu behandeln. Daher wird die Psychoanalyse auch als “Redekur” bezeichnet. Aber was unterscheidet die verschiedenen Formen von Psychotherapie – und wann ist eine psychotherapeutische Behandlung erfolgreich?
WissenschaftlerInnen zum Mit- und Nachlesen:
Winnicott, Donald W. (1896–1971): Englischer Kinderarzt und Psychoanalytiker, vor allem bekannt für seine psychoanalytische Arbeit mit Kindern Luborsky, Lester (1920–2009): Psychoanalytiker und Psychotherapieforscher, bekannt für empirische Psychotherapieforschung Wampold, Bruce (1948): Emeritierter Professor für Beratungspsychologie, University of Wisconsin Insel, Thomas R. (1951): Neurowissenschaftler, Psychiater und ehemaliger Leiter des NIMH Beck, Aaron T. (*1921): Psychiater, Psychotherapeut, unter anderem Entwickler des Beck-Depressions-Inventar (BDI) und Wegbereiter der Kognitiven Verhaltenstherapie
Gast: Prof. Dr. Dr. Michael B. Buchholz
Eine Psychotherapie dient nicht dazu, eine Erkrankung “wegzumachen”. Mit Psychotherapeut:innen sprechen wir, lernen wir uns selbst und unsere Konflikte besser kennen – und treten in Beziehung. Gehen Menschen in Psychotherapie, ist das ein gutes Zeichen, denn es macht uns und damit die Gesellschaft psychisch kompetenter. Psychotherapie hilft uns, gut in Beziehungen und dadurch gesund zu leben. Wir sprechen darüber, was für uns so wichtig an Beziehungen ist und warum Psychotherapie am nachhaltigsten wirkt.
Wir veranstalten jährlich eine JUNKTIM Jahrestagung, die sowohl ForscherInnen, als auch PsychotherapeutInnen anspricht und zum Austausch beider Professionen anregt. Die JUNKTIM Jahrestagung bietet eine Plattform für wichtige Fragen Psychotherapeutischer Praxis und ihrer Erforschung anhand von i) Vorträgen und etwa halbstündigen Diskussionen mit renommierten KlinikerInnen und ForscherInnen und ii) JUNKTIM Datensitzungen. Die Veranstaltungen werden bei der Berliner Psychotherapeutenkammer als Fortbildungen angemeldet.
Wir werden Praktiker-Forscher-Gespräche anregen und intensivieren durch:
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